Der eigene smart mirror
Ich habe einen eigenen smart mirror gebaut. Für mich ist das so, als hätte ich Feuer gemacht. Und das, obwohl ich BWL’er und einer der Typen bin, die Bootsschuhe, helle Chinos und blaue Hemden tragen. Kurz: Steuersparmodelle kann ich hervorragend erklären oder Millionen-Immobilienprojekte erfolgreich vermarkten. Aber ich habe wirklich nicht den blassesten Schimmer vom Programmieren. Ehrlich. Trotzdem habe ich versucht, einen smart mirror zu bauen. Es war eine einzige Katastrophe. Allein die richtigen Bauteile zu finden, hat mich eine Menge Zeit, Nerven und nicht zuletzt ein kleines Vermögen gekostet. Hier erzähle ich, wie alles anfing, warum ich die Idee nicht erfunden, mich aber doch entschlossen habe, mit Freunden das Projekt glancr zu starten.
Wie ich auf den smart mirror aufmerksam wurde
Mitte Oktober 2015 war mir langweilig. Meine Freundin hatte sich für ihr Referendariat nach Istanbul verzogen und ich mir vorgenommen, während ihrer Abwesenheit ein paar Projekte zuhause umzusetzen. Beim Surfen stieß ich das erste Mal auf den „Raspberry Pi“. (Für Leute, die genauso ahnungslos sind wie ich: Das ist ein Minicomputer im Format einer Kreditkarte mit USB-Anschlüssen und genug Rechenleistung für kleine Programme.) Ich war fasziniert, denn ich konnte mich noch gut an meinen ersten Computer von 1990 erinnern: Einen 286er mit 16 MHz-Prozessor. Ungefähr so groß wie drei Schuhkartons. Nach und nach entdeckte ich im Netz immer mehr spannende Projekte, die einige Nerds (sorry) mit dem Raspberry realisiert hatten. Unter anderem stieß ich auf den niederländischen Bastler Michael Teeuw, der auf seinem Blog den „Magic Mirror“ vorstellte. Von seiner Idee derart begeistert, nahm ich mir vor, dieses Ding nachzubauen.
Was ist ein smart mirror?
Einfach erklärt, handelt es sich um einen sogenannten Polizeispiegel (auch venezianischer Spiegel oder Einwegspiegel) vor einem Display. Ein solcher halbdurchlässiger Spiegel scheint durchsichtig, wenn man von einem dunklen in einen hellen Raum sieht. Entgegengesetzt verhält er sich wie ein normaler Spiegel und bleibt undurchsichtig. Wählt man also einen dunklen Rahmen und für das Display eine weiß leuchtende Schrift auf schwarzem Grund, so erscheint auf der Blickseite die Schrift. Cooles Teil.
Smart wird der Polizeispiegel allerdings erst, wenn man das Display an einen Computer koppelt. Dieser ist über WLAN mit dem Internet verbunden. Ganz einfach.
Die erste Erniedrigung
Bin ich ein Idiot, oder wie schalte ich den Computer überhaupt an?
Nachdem ich alle Bauteile bestellt hatte und einigermaßen im Bilde war, was zu tun ist, erfuhr ich den ersten Dämpfer.
- Wie schalte ich den Raspberry überhaupt an? Er hat keinen Power-Button.
- Wie kommt der Raspberry zu seinem Betriebssystem? Es passiert nämlich erst einmal gar nichts.
- Wie verbinde ich das Teil mit dem WLAN?
- Und wie zum Teufel sage ich dem Ding, dass es was es beim Start tun soll?
Ich hoffte auf all diese simplen Fragen einfache, „BWL’er-taugliche“ Antworten zu finden
Fehlanzeige. Wenn du keine Ahnung hast und beginnst in den Tekki-Foren und Blogs nachzulesen, kommst du nach dem ersten Satz schon Depressionen. Du verstehst nur Bahnhof. Die erzählen dir was von Shell, von Terminal und von irgendwelchen Begriffen die mit „sudo“ anfangen und dann irgendwelchen Code dahinter haben. Und wenn du versuchst ganz, ganz freundlich nachzufragen erhältst du entweder keine Antwort, oder du musst dich von herablassenden Typen beleidigen lassen was für ein Idiot man ist. Oder sie geben dir eine Antwort die dich nur vor noch mehr Fragen stellt.
Nungut, ich bin vielleicht nicht die hellste Kerze auf der Torte, aber eines kann man mir nicht vorwerfen. Ich gebe mich nicht so schnell geschlagen und versuche es irgendwie hinzubekommen und mich durchzufragen. Mein ehemaliger Chef sagte immer zu mir ich besitze die Gabe der freundlichen Penetranz. Das hat mir etwas geholfen.
Ohne die Hilfe einiger Freunde hätte ich den smart mirror nie hinbekommen
Nach vielen Stunden Youtube-Tutorials lief der Raspberry und das Display ging an. Die gewünschte Webseite wurde natürlich noch nicht angezeigt und beim hochfahren erschienen bunte Fehlermeldungen.
Ich habe es wirklich versucht. Aber irgendwann kam ich an einen Punkt wo es nicht vor und zurück ging. Glücklicherweise ließen sich einige Freunde und Freundesfreunde darauf ein zu helfen (Arik, Vincent, Gordon und Mattes) und so lief irgendwann mein erster eigener smart mirror im Flur.
Ästhetik des smart mirrors
Im Gegensatz zu den im Web beschriebenen Bauanleitungen war es mir wichtig, etwas Schönes zu bauen. Sonst wäre mir auch meine Freundin nach ihrer Rückkehr aufs Dach gestiegen. Das bedeutet, ein geschlossenes Gehäuse, ein Stromkabel und sonst nichts. Ich hasse Kabelsalat. Ich hasse eigentlich schon das eine sichtbare Kabel, aber ohne Strom geht’s nun mal nicht. Deshalb habe ich den ersten Prototypen in einen IKEA Bilderrahmen gebaut und das Glas gegen einen Spiegel getauscht. Durch die Tiefe des Rahmens ließ sich alles Überflüssige in diesem Kasten verstecken.
Das Spiegelglas
Apropos Spiegelglas. Im Web findet man Anleitungen, die mit einer günstigen Spiegelfolie funktionieren. Mit etwas Wasser wird diese auf das Glas „gerakelt“. Das habe ich zunächst auch versucht Leider war das Ergebnis eher enttäuschend, denn sobald man den Schutzfilm der Folie entfernt, lädt sich diese elektrostatisch auf und zieht jeden kleinen Fussel an. Im Ergebnis zeigen sich dann lauter kleine Einschlüsse und Blasen im Spiegelbild. Das geht gar nicht und bringt mich auf die Palme, wenn ich jeden Tag da rein schaue. Deshalb bin ich auf einen richtigen Polizeispiegel aus Echtglas umgeschwenkt, für den man aber ein kleines Vermögen hinblättert.
Gleichzeitig konnte ich dabei Spiegelgläser mit unterschiedlichen Lichtdurchlässigkeiten testen.
Deshalb haben wir den smart mirror glancr ins Leben gerufen
Wie ihr seht, kann es für einen Normalsterblichen einen riesigen Aufwand bedeuten, sich so ein Teil selbst zu bauen. Und eine fertige Consumer-Lösung, die gut aussieht und erschwinglich ist, gibt es (noch) nicht.
An dieser Stelle betonen wir ganz deutlich: Den Smart Mirror haben wir zwar nicht erfunden. Aber wir haben ihn für den Ottonormalverbraucher umkonzipiert in dem wir daraus ein unkompliziertes Produkt machen, das du an den Strom steckst und dich mit wenigen Schritten durch ein individuelles Interface leitet. Ganz einfach. Außerdem wirst du ihn ohne eine Zeile zu coden auf deine Bedürfnisse anpassen können.
- Hier findest du eine Anleitung wie du einen smart mirror selbst bauen kannst.
- Du kannst unsere Software mirr.OS kostenlos downloaden, verwenden und auch verändern, sofern du sie privat nutzt.
- Einige Spezial-Module kannst du als Erweiterung herunter laden. Ob sie kostenpflichtig sind, entscheiden die jeweiligen Entwickler selbst. Und Yepp: Das geht wirklich ganz einfach und auch mit einem glancr den du dir nach der DIY-Anleitung selbst gebaut hast. Versprochen.