Test: Spionspiegel für Smart Mirrors

Der Spiegel ist entscheidend für die Funktion des Smart Mirrors. Wir haben getestet.

Als zentraler Baustein des Smart Mirrors muss der Spionspiegel höchsten Anforderungen entsprechen. Aufgrund eurer großen Resonanz und den vielen E-Mails, die wir erhalten haben, stellen wir euch heute unsere Testergebnisse vor.

Erkenntnisse im Überblick

  • Ausschlaggebend für ein optimales Ergebnis sind Schwarzwert und Helligkeit des Displays.
  • Entscheidend für die Leistung des Smart Mirrors sind die Lichtverhältnisse, unter denen ihr ihn einsetzt.
  • Je heller der Raum ist, desto geringere Transmissionswerte sind empfehlenswert.
  • Chrombeschichtete Spiegel können empfindlich sein.
  • Je nach Abmessung sollte die Spiegelstärke zwischen 2 und 6 mm betragen.
  • Im Normalfall ist das Display kleiner als der Spiegel, weshalb abhängig vom Typ bei sehr dunklen Räumen ein grau leuchtender „Rahmen“ erzeugt wird.

Die getesteten Spiegel

Um die beste Lösung für den Smart Mirror zu finden, haben wir verschiedene Spiegel mit unterschiedlichen Technologieansätzen getestet. Der Vergleich fand unter konstanten Lichtverhältnissen statt. Auch die entstandenen Fotos wurden mit gleichbleibender Belichtungseinstellung aufgenommen. Da wir den Test an einem regnerischen Tag durchführten, beleuchteten wir den Raum mit einem zusätzlichen Deckenlicht.

Spiegel aus der Glaserei

  • 12 % Transmission
  • 6 mm Stärke
  • Note befriedigend

Chinaspiegel von Alibaba

  • 80 % Transmission
  • 2 mm Stärke
  • Note mangelhaft

SGG Mirastar®

  • 3 % Transmission
  • 4 mm Stärke
  • Note ausreichend

Pilkington Mirropane™ Chrome Spy

  • 8 % Transmission
  • 4 mm Stärke
  • Note gut

Nach der Fertigstellung des Smart Mirror-Prototypen stellten wir fest, dass das Display hinter dem Spiegel bei dunklen und schwach beleuchteten Räumen sichtbar werden kann. Dies ist auf die unterschiedlichen Transmissionswerte der Spiegel zurückzuführen: War die Ansichtsseite deutlich heller als die Innenseite (Tageslicht), konnten zwei von vier Spiegeln im Test überzeugen: Der Spionspiegel vom Glaser mit etwa 12% Transmission sowie der Chromspiegel mit 8% lieferten einwandfreie Ergebnisse, während das chinesische Produkt mit einem Transmissionswert von ca. 80% nicht zufriedenstellend war. Problematisch war auch der Einsatz des Chromspiegels mit 3% Transmission in der hellen Umgebung. Hier war vor allem die Darstellung der weißen Schrift zu schwach. Bei wenig beleuchteten Räumen fielen die Testergebnisse schon anders aus: Am schlechtesten schnitten das Modell aus China sowie der Spionspiegel vom Glaser mit 12% Transmission ab, da das Display samt Hardware des Smart Mirrors hinter dem Spiegel hier deutlich erkennbar war. Ein akzeptables Ergebnis wurde durch den Einsatz des Chromspiegels mit 8% Transmission erzielt. Das beste Bild in dunkleren Räumen lieferte der Chromspiegel mit einem Transmissionswert von 3%.

Aus Glaserei – Transmission ca. 12 %

Während des Testverfahrens statteten wir den Smart Mirror-Prototypen zunächst mit einem von einer herkömmlichen Glaserei zugeschnittenen Spionspiegel aus. Mit einer Stärke von 6 mm und einer Abmessung von 50 x 50 cm betrugen die Kosten etwa 80 €. Zuvor unternommene Versuche mit einer preisgünstigeren Spiegelfolie waren gescheitert. Mittels Silikon ließ sich der Spionspiegel problemlos am Gerät befestigen. Allerdings war beim Einbau Vorsicht geboten, da wir aus Kostengründen auf eine polierte Kante verzichtet hatten und die Gefahr bestand, dass die Ecken schnell abplatzten.

  • gute Ergebnisse in taghellen, natürlich beleuchteten Räumen
  • ausreichende Ergebnisse in dunklen Räumen
  • Reinigung mit Microfasertüchern
  • wirkt durch einen leichten Grauschleier leicht abdunkelnd
  • Oberfläche ist kratzempfindlich
  • Reinigung mit Fensterputzmittel erzeugt Schlieren
Spionspiegel Glaserei

Aus China – Transmission ca. 80 %

Anschließend führten wir den Funktionstest mit Spiegeln durch, die in China produziert werden. Unser Ziel war es, einen günstigen Hersteller zu finden, bei dem wir große Mengen abnehmen und sie zu guten Konditionen an DIY-begeisterte Bastler vermitteln können. Leider gestalteten sich Kommunikation und Abstimmung als sehr aufwändig: Die erste Lieferung enthielt absolut untaugliche, gewöhnliche Spiegel, die zweite wurde vom Zoll mit einer zusätzlichen Gebühr von 20% belastet. Die Lieferzeit war mit etwa 30 Tagen sehr lang.

  • mittlerer goldfarbener Schleier
  • zu transparent
  • starke Erkennbarkeit des Innenlebens bei hellen Räumen
  • sehr kratzempfindlich
Spionspiegel 80 Detail

Chromspiegel – Transmission 3 %

Nach umfangreicher Recherche entschieden wir uns, unseren Test auf sogenannte Chromspiegel auszuweiten. Dabei handelt es sich um Glas, das mit einer hauchdünnen Chromschicht überzogen ist, durch deren Intensität eine Steuerbarkeit der Transmission möglich wird. Als Testobjekt kam eine Probescheibe des Mirastar Chromspiegels mit einer Stärke von 4 mm und einer Abmessung von 50 x 50 cm zum Einsatz. Der Kostenpunkt inkl. polierter Kanten lag bei etwa 80 €. Mit einem Transmissionswert von 3% war der Mirastar Chromspiegel der lichtundurchlässigste Spiegel in unserem Test.

  • keine auffällige Veränderung des Bildes
  • gutes Ergebnis in dunklen Räumen
  • leicht zu reinigen
  • viel  zu dunkel in taghellen Räumen
  • kratzempfindlich
Chromspiegel 3 detail

Chromspiegel – Transmission 8 %

Den Abschluss unseres Tests bildete der Miropane Chrome Spy von Pilkington. Da uns bisher nur eine Probescheibe vorliegt, können wir derzeit noch keine Angaben zum Preis machen. Der Chrome Spy ist ebenfalls ein mit einer hauchdünnen Chromschicht überzogenes Glas. Die Materialstärke ist ab 2 mm frei wählbar. Der Spiegel überzeugte uns im Test, da er sowohl in hellen als auch in dunklen Räumen gute Leistungen lieferte und somit einen guten Kompromiss als Gesamtergebnis bietet. Mit 8% Transmission ist weiße Schrift in hellen Räumen trotz schwacher Leuchtkraft noch gut erkennbar. Bei dunkleren Räumen schimmert das graue Display hinter dem Spiegel nur leicht durch, was für die Ansicht jedoch akzeptabel ist. Auch bezüglich des Materials besticht der Chrome Spy: die Ansichtsseite reflektiert wie ein normaler Spiegel, während die Innenseite fast schwarz wirkt. Da wir bei dem anderen Chromspiegel eine starke Kratzempfindlichkeit festgestellt hatten, führten wir auch bei diesem Spiegel einen Kratztest mit einer einfachen Schere durch. Das Ergebnis überzeugte uns endgültig vom Produkt, denn von Kratzern war keine Spur.

  • keine auffällige Veränderung des Spiegelbildes
  • gutes Ergebnis in taghellen Räumen
  • gutes bis befriedigendes Ergebnis in künstlich beleuchteten Räumen
  • nicht kratzempfindlich
  • leicht zu reinigen
Chromspiegel 10 Detail

Spiegelfolien zum aufkleben

Darüber hinaus führten wir Tests mit semitransparenten Spiegelfolien durch. Die Spiegelfolien kommen regelmäßig als Sonnenschutz auf Fenstern zum Einsatz und sind günstig in diversen Onlineshops erhältlich. Bei der Montage wird die Spiegelfolie mittels einer Wasser-Spülmittellösung „schwimmend“ auf die Glasfläche aufgeklebt. Überschüssiges Wasser und etwaige Luftblasen werden anschließend mit einem Filzrakel über den Rand des Glases hinausgerückt.

Leider konnten uns die Spiegelfolien aus zwei Gründen nicht überzeugen.

  • Die Spiegelfolien sind für einen Einsatz als Smart Mirror zu transparent, das heißt sie lassen zu viel vom Innenleben und der Hardware durchscheinen.
  • Die Montage der Spiegelfolien mit einem perfekten Ergebnis ist in Heimarbeit nahezu unmöglich. Die Spiegelfolien verfügen über einen Schutzfilm der abgelöst wird. Sobald der Schutzfilm entfernt ist, wird die Spiegelfolie elektrostatisch aufgeladen. Dabei werden feinste Staubpartikel der Umgebung angezogen und verbleiben zwischen Glasscheibe und Spiegelfolie. Diese Partikel mögen für den ein oder anderen unwichtig sein. Für ästhetisch anspruchsvolle Menschen, dürfte dieses Ergebnis jedoch inakzeptabel sein.

Fazit

Abhängig von der Beleuchtung des Testraums ist der Einsatz verschiedener Spiegel jeweils mit Vor- und Nachteilen verbunden. Am meisten überzeugen konnte uns der Chromspiegel mit einem Transmissionswert von ca. 8%. Sowohl in hellen als auch in dunkleren Räumen lieferte er gute Ergebnisse. Der Test zeigte weiterhin, dass der Transmissionswert des Spiegels nicht über 20% liegen sollte, da andernfalls das Innenleben des Geräts zu gut erkennbar ist. Da der Smart Mirror vorerst nur weiße Schrift zeigen wird, ist eine höhere Durchlässigkeit auch gar nicht notwendig.

Abzuwarten bleibt die Entwicklung des Displays. Die derzeit von uns verwendeten LCDs leuchten auch in den schwarzen Bereichen des Displays, weshalb die Intensität der schwarzen Farbe verringert und somit eher grau erscheint. Für das Produkt bedeutet das: je dunkler der Raum, desto eher leuchtet das Gesamtdisplay durch. Wir hoffen, dass schon bald OLED Displays verfügbar sind, mit denen sich schwarze Bereiche auch schwarz darstellen lassen.

Welche Erfahrungen habt ihr gemacht? Schreibt uns eure Eindrücke in die Kommentare!